Habe ich wirklich alle Fenster zugemacht? Ist Zuhause alles in Ordnung? Anwender der Smart-Home-Technik können ihre eigenen vier Wände von unterwegs überwachen.

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Der smarte Meisterbetrieb

Immer mehr Privathaushalte rüsten ihr Zuhause zum SmartHome auf. Nicht nur, weil die Vernetzung der Haustechnik extra Komfort verspricht und Energiekosten senkt. oft steht der Wunsch nach zusätz licher Sicherheit dahinter. Hier können sich Fenster-, Türen- und Rollladenbauer als Experten in Stellung bringen, und sich damit ihren Platz in einem attraktiven Wachstumsmarkt sichern.

Die zurückliegende internationale Funkausstellung IFA ist Geschichte – und ein Thema beherrscht die Medien: SmartHome. Also die Automatisierung und Verknüpfung von technischen Komponenten, die das Leben in den eigenen vier Wänden optimieren sollen. Längst geht es dabei nicht mehr nur um verrückte elektronische Spielereien, die für die breite Bevölkerung unerschwinglich sind. Smart-Home-Technik ist alltagstaug lich geworden; der Markt wächst im Re- kordtempo.

Eine repräsentative Studie der Unternehmensberatung Deloitte hat konkrete Zahlen ermittelt: Inzwischen nutzen 16 Prozent der Deutschen Smart-Home-Angebote. Über 30 Prozent der Studienteilnehmer bekundeten ein grundsätzliches Interesse an vernetzten Smart-Home-Lösungen für Elementarschutzsysteme (z.B. Rauchmelder) sowie für Türen, Fenster und Jalousien. Zehn Prozent der Befragten gaben an, dass sie ganz konkret im nächsten Jahr eine Anschaffung in den vorgenannten Bereichen planen.

Volle Kontrolle

Besonders begehrt seien Lösungen zum Einbruchschutz. Mit wenigen Handgriffen lässt sich am Fenstergriff ein Sensor anbringen, der erkennt, ob das Fenster geschlossen, geöffnet oder gekippt ist. Ändert sich die Fensterstellung bei Abwesenheit der Bewohner, sendet das Smart-Home-System automatisch einen Alarm an das Smartphone des Besitzers. Wer möchte, kann zusätzlich einen Bewegungsmelder plus lautstarker Alarmsirene in der Wohnung montieren, die den Einbrecher in die Flucht schlägt. Gleichzeitig lässtsich der Fenstergriffsensor mit der Heizungs- und/oder Rollladensteuerung der Wohnung verbinden. Dann wird der Heizkörper automatisch heruntergeregelt, wenn das Fenster gekippt oder geöffnet wird – das spart viele Euro Energiekosten im Jahr.

Ebenso praktisch: Smarte Rollladenaktoren, die automatisch das Zeitprogramm der Rollladensteuerung deaktivieren, wenn die betreffende Tür noch geöffnet ist. Das macht vor allem bei Terrassentüren Sinn. An lauen Sommerabenden, die man gemütlich auf der Terrasse verbringt, können die automatisch herunterfahrenden Rollläden nicht den Zugang zur Wohnung versperren. Auch im Brandfall ist der smarte Rollladen von Nutzen: Sind die Aktoren mit einem Rauchmelder verknüpft, fahren die Rollläden bei Feuer automatisch hoch und öffnen den Bewohnern den Fluchtweg.

Der Markt schreit nach IT

Handwerker, die ihre Kunden ganzheitlich beraten wollen, kommen also um das Thema SmartHome nicht mehr herum. „So wie heute der Kfz-Mechaniker ohne IT-Kenntnisse auf verlorenem Posten steht, muss sich auch der handwerkliche Fachbetrieb neu aufstellen. Im KFZ-Bereich bildet sich der Mechaniker zum Mechatroniker weiter. Und genauso ist der Handwerker gefordert, sich in die IT einzufuchsen“, meint Björn Nahler, Projektleiter beim deutschen Smart-Home-Hersteller wesmartify. „Betriebe, die dazu bereit sind, können ein lukratives, zukunftsfähiges Geschäftsfeld erschließen. Insbesondere Fenster-, Türen- und Rollladenbauer brächten die besten Grundvoraussetzungen mit, um sich als Smart-Home-Berater zu positionieren. „Diese Berufsgruppen sind Experten für Einbruchsschutz – und das SmartHome trägt dazu bei, das Zuhause sicherer zu machen. Das ergänzt sich perfekt“, findet Nahler.
Wie schnell man sich als Smart-Home-Spezialist einen Namen machen kann, zeigt das Beispiel des Meisterbetriebs Hiersig aus Bockenem bei Hildesheim.

„Die Leute wollen Sicherheit“

Bernhard Hiersig betreibt seinen Handwerksbetrieb für Tischlerarbeiten wie Fenster, Türen, Markisen und Rollläden seit über 25 Jahren – und kann sich keinesfalls über die Auftragslage beklagen. Trotzdem hat der 57-Jährige Anfang 2018 entschieden, sein Angebot um Smart-Home-Technik zu erweitern. „Heutzutage haben die Menschen ein großes Sicherheitsbewusstsein. Natürlich gibt es mechanische Lösungen, die das Haus oder die Wohnung sicherer machen. Aber erst in Kombination mit Smart-Home-Komponenten kann man das volle Potenzial ausschöpfen. Wenn wir vor Ort sind, informieren wir proaktiv über die Möglichkeiten, die das SmartHome im Sicherheitsbereich bietet. 90 Prozent der Kunden fragen zunächst keine Smart-Home-Technik an, entscheiden sich aber nach dem Beratungsgespräch für eine smarte Lösung.“ Dabei seien es keineswegs nur junge Familien, die in Smart-Home-Systeme investieren. „Auch ältere Herrschaften haben keine Angst vor Veränderung und sind durchaus offen für die Heimvernetzung.“

Fenster/Türenbauer und Smart-Home-Spezialist: Bernhard Hiersig (2.v.l.) mit seinem Beratungsteam

Günstiger Einstiegspreis, einfache Montage

Damit SmartHome für den Meisterbetrieb zum Selbstläufer wird, müssen aus der Sicht von Bernhard Hiersig mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Eine davon: ein niedriger Einstiegspreis für den Endkunden. „Wir bedienen eine bodenständige Kundschaft. Preise im vierstelligen Bereich für IT-Ergänzungen lassen sich da nicht rechtfertigen.“ Hiersig entschied sich für eine Partnerschaft mit dem Smart-Home-Hersteller wesmartify. „Ab 150 Euro können wir dem Endkunden eine zuverlässige Gefahrenmeldeanlage anbieten, die sich über das Smartphone per App steuern lässt und beliebig erweiterbar ist.“
Sein Rat an andere Handwerksbetriebe: nicht nur den Endkundenpreis, sondern auch den Montageaufwand des Smart-Home-Systems prüfen. „Da gibt es riesige Unterschiede von Hersteller zu Hersteller. Es macht Sinn, sich Testmuster kommen zu lassen und zunächst den eigenen Betrieb mit Smart-Home-Technik auszustatten. Der eigene Praxistest zeigt, welche Produkte wirklich geeignet sind und führt das Mitarbeiter-Team an die Vorzüge der Smart-Home-Technik heran.“

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Hiersig hat die Handhabung der wesmartify-Technik gut gefallen. Als Beispiel nennt er die Aufrüstung von bereits verbauten Rollläden: „Muss man zur Integration der Smart-Home-Technik den kompletten Antrieb tauschen oder einfach nur den Schalter wechseln?“ Letzteres sei schnell gemacht, ersteres kostenmäßig kaum vertretbar. Auch das „Smartifizieren“ der Fenster sei je nach Anbieter unterschiedlich. „Einige Hersteller nutzen noch aufschraubbare Magnetkontakte mit Gegenkontakt, die wirklich nicht hübsch aussehen. Moderne Lösungen arbeiten hingegen mit einem optischen verdeckt liegenden Sensor, der die Stellung des Fensters überwacht.“
Auf sein smartes Zusatzgeschäft möchte Bernhard Hiersig heute nicht mehr verzichten. „Innovationen waren schon immer Teil unseres Geschäftsmodells. Und beim Thema SmartHome hatten wir genau den richtigen Riecher.“

Autorin: Jutta Thiel, Inhaberin der Agentur frische denke aus Braunschweig.

Mit freundlicher Genehmigung: www.bauelemete-bau.eu